"They give birth astride of a grave, the light gleams an instant, then it's night once more". Sie gebären über einem Grab, das Licht glänzt vor eine Moment, bevor es wieder Nacht wird, lässt Samuel Beckett Pozzo in seinem wohl berühmtesten Stück Waiting for Godot über das den Menschen und das Leben schlechthin sagen. Welch ein Bild für die menschliche Existenz, geprägt vom Zerfall und vom Warten auf den Tod.
Samuel Becket, neben dem Nobelpreisträger Harold Pinter, wohl einer der bedeutendsten Vertreter des Absurden Dramas wäre in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden. "Wir haben ihn überlebt, aber wir werden ihn nicht überwinden", schreibt Peter Kümmel [mehr....]. Wie kaum ein anderer Schriftsteller hat Beckett die Absurdidät des Daseins auf die Bühne gebracht. Seine Figuren sind gescheiterte Existenzen wie Wladimir und Estragon in "Godot", die ihr sinnloses Leben nur mit Warten verbringen können, aber auch nicht fähig sind ihrem Dasein aktiv ein Ende zu setzen. Oder Hamm in Endgame, der queschnittsgelähmt und blind seinen Diener Clov, der seinerseits nicht mehr sitzen kann, quält. Vor allem in Hamm's Eltern, die ohne Unterleib in einer Tonne mit Sand leben, zeigt Bekett, dass Leid die Grundbefindlichkeit des Menschen ist, ein Leben, verkrüppelt und ohne Würde. Für Beckett gibt es keine unerschüttlichen Glaubensätze und Gewissheiten mehr. Damit gibt er - und mit ihm die anderen Vertreter der absurden Dramas - dem Theater seine eigentlich religiöse Aufgabe zurück, indem das Theater "....den Menschen mit dem Bereich des Mythos und des Religiösen konfrontiert. Wie die antike Tragödie, die mittelalterlichen Mysterienspiele oder die barocken Allegorien, so will das Theater des Absurden dem Zusachuer die prekäre, rätselhafte Situation des Menschen im Universum vor Augen führen." (Esslin, Das Theater des Absurden"1995, 311)
Mein Lesetipp: "Das Endspiel" - dieses Buch gehört für mich in den Kanon der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts.
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4 Kommentare:
Amen.
Ja, ich muss sagen, dass mir an Beckett nicht nur sein markantes Gesicht gefällt, sondern auch seine so destruktiv erscheinende Literatur.
Ob "Endspiel" sein bedeutendstes Werk ist, vermag ich nicht zu sagen, da es das einzige ist, das ich von ihm gelesen habe.
Zumindest in der Rubrik des absurden Theaters ist er unbestreitbar der Meister.
(...Ach ja, wer hat mir dieses Buch eigentlich vor ein paar Jahren empfohlen?...Hey Chris!:-) )
"Warten auf Godot" von Samuel Beckett war meine erste persönliche Begegnung mit dem, was man so "modernes Theater" nennt; selten - und das gilt eigentlich bis heute - war ich auf Anhieb so beeindruckt von einer Aufführung. Ich konnte mir zwar damals als 17-jähriger Schüler keinen rechten Reim auf das Stück machen, aber irgendwie spürte ich, dass da etwas ganz Elementares ausgesagt wurde. Ein ganz wichtiger Zugang zur modernen Literatur! Fa
Leider habe ich - im Gegensatz zu "Waiting for Godot" - noch keine Aufführung dieses Stückes gesehen. Aber das Stück packt einen ungemein. Wenn man dann noch die Werke Shakespeare's nimmt, die großen Tragödien, und mit dem Weltbild von Becket vergleicht, erkennt man erstaunliche Gemeinsamkeiten, und wie modern das englische Genie einfach war.
Übrigens, meine erste Begegnung mit dem modernen Theater - na ja, eine Aufführung von "Hair" in meiner Heimatstadt gilt da ja nicht - hatte ich als 12.Klässler. Unsere Klasse besuchte in Freiburg eine Aufführung des "Stallerhof", ein Stück von Franz Xaver Kroetz mit der unbeschreiblichen Eva Matthes in der Hauptrolle, die nackt auftrat. Damals noch ein Skandal. Heut haut das keinen mehr um.
Noch einmal ein Kommentar meinerseits: Nachdem ich mittlerweile
a) Das ZEIT-Dossier über Beckett
und
b) Warten auf Godot
gelesen habe, bin ich noch begeisterter.
An dieser Stelle sei nun auch erwähnt, dass so ein Blog von zwei so engagierten Typen wie Fa&Gi doch sehr inspirierend sein kann!
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